Durchgängigkeit

Im Mittelpunkt des Fotos ist auf der ganzen Breite des Gewässers eine Wehranlage, bestehend aus einer Betonmauer, zu sehen, die vom Gewässer überströmt wird.
Eine Wehranlage in einem kleinen Gewässer in Rheinland-Pfalz. Der Absturz ist ca. 1 m hoch und ca. 15 m breit.

Die Durchgängigkeit ist eine bedeutende Komponente für ein funktionales und natürliches Fließgewässer und trägt einerseits zur eigenständigen und dynamischen Weiterentwicklung des Gewässers und andererseits zur Ausbreitung und Wiederbesiedlung der Gewässer durch die natürliche Flora und Fauna bei. Ein Bauwerk beeinträchtigt somit zeitgleich als Sediment- und Wanderbarriere den Geschiebehaushalt und die biologische Vielfalt eines Gewässers. Der Lachs z. B. wandert zum Laichen in die kiesigen, sauerstoffreichen Oberläufe hinauf, der Aal hingegen muss zur Paarung in das Meer abwandern. Auch der genetische Austausch der Populationen zwischen undurchgängigen Wehren ist nicht mehr gegeben. Viele ursprünglich verbreitete Fischarten wie Lachs (Salmo salar), Meerforelle (Salmo trutta trutta) und Aal (Anguilla anguilla L.) sind auch aus diesen Gründen vom Aussterben bedroht. Deswegen ist es ein wichtiges Ziel die ökologische Durchgängigkeit unserer Gewässer wiederherzustellen.

Querbauwerke wurden mit verschiedenen Intentionen errichtet: Stauanlagen machten die Mosel schiffbar, Wehre mit hohen Abstürzen trieben Mühlen an und auch heute werden Wasserkraftanlagen zur Erzeugung von regenerativen Energien genutzt. Bei Wasserkraftanlagen ist neben der Wirkung des Wehres (Aufstau im Oberwasser, Störung des Geschiebehaushaltes) auch der für aquatische Lebewesen gefährliche Turbinenbetrieb bedenklich.

Ein erster Schritt zum Erreichen des Ziels der Durchgängigkeit ist die Bestandsaufnahme: Bauwerke wurden bereits in der ersten Strukturkartierung in den 1990er Jahren in Rheinland-Pfalz aufgenommen. Damals und bis heute gehen Bauwerke im Gewässer als strukturschädlicher Parameter in die Bewertung der Gewässerstruktur ein. Allerdings ist für diese Bewertung lediglich das schädlichste der Bauwerke je Gewässerabschnitt von Interesse und auch keine exakte Verortung der Bauwerke notwendig. Um genauere Daten und den exakten Standort eines Bauwerks zu erheben entstand in Rheinland-Pfalz die Querbauwerkskartierung mit einer eigenen Kartieranleitung und einem Erhebungsbogen, der für jedes Bauwerk ausgefüllt wird. Mit Hilfe dieser Anleitung fand die Aufnahme der großen Ingenieurbauwerke in den Jahren 2003/2004 statt. Seitdem werden kleinere Bauwerke jeder Art (z. B. Abstürze, Wehre, Rampen und Gleiten) kontinuierlich im Rahmen der Strukturkartierung nach der Querbauwerkskartieranleitung RP (März 2010, LfU, ehemaliges LUWG) aufgenommen. Alle Querbauwerksdaten werden in das Querbauwerkeinformationssystem (QUIS) des Landes eingepflegt.

Ein nächster Schritt ist die Bewertung der Bauwerke, um die Bauwerke mit dem größten Handlungsbedarf und den größten Erschließungsmöglichkeiten zu identifizieren und die Defizite dieser Bauwerke herauszuarbeiten. Seit Jahren stellt die Wasserwirtschaft bereits die Durchgängigkeit durch Renaturierungs- oder Umbaumaßnahmen an Bauwerken her. Vielerorts wurden hierfür z.B. bereits neue Fischpässe gebaut oder alte optimiert.

Bild einer topografischen Karte von Rheinland-Pfalz mit einigen weißen Markierungen in den größeren Gewässern.
Startseite von QUIS

Querbauwerkeinformationssystem

Seit 2006 hat das Land Rheinland-Pfalz mit dem Querbauwerkeinformationssystem (QUIS) eine Datenbank der Wasserbehörden, die Informationen über Bauwerke in Rheinland-Pfalz enthält. Die Bauwerke werden durch Kartierer oder die Mitarbeiter der Oberen Wasserbehörden aufgenommen und gepflegt. Eine Karte mit den Standorten der Querbauwerke, sowie deren Benennung und Passierbarkeit können Sie im Geoexplorer einsehen.

Projekt: Durchgängigkeit und Wasserkraftnutzung in Rheinland-Pfalz (2008)

Die Bewertung zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Gewässer und der Wasserkraftnutzung stand im Mittelpunkt der Untersuchung, welche vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht in Auftrag gegeben wurde.

Das Projekt beschäftigte sich mit der Möglichkeit eine zeitliche und räumliche Priorisierung für die Umgestaltung der Bauwerke zu finden. Hierfür wurde ein Bewertungssystem für die ökologischen Auswirkungen der Querbauwerke und Wasserkraftanlagen entwickelt. Ein weiteres Thema dieses Projektes war das Wasserkraftpotenzial in Rheinland-Pfalz. Hierfür wurde an Standorten, die bereits in Betrieb sind, und an noch nicht genutzten Standorten das zusätzliche technische Potenzial berechnet.

Den Bericht zum Projekt mit einer ausführlichen Beschreibung der Methodik und der Ergebnisse können Sie unter "Fachdaten" herunterladen.
 

Fachdaten

Den Bericht zum Projekt „Durchgängigkeit und Wasserkraftnutzung in Rheinland-Pfalz“ aus dem Jahr 2008 können Sie hier herunterladen.

Querbauwerksdaten

Die Querbauwerksdaten (Name, Passierbarkeit) stehen im Geoexplorer zur Verfügung. Sollten Sie für ein Projekt die GIS-Daten oder weitere Informationen benötigen, schicken Sie uns eine Datenanfrage. Fügen Sie Ihrer Anfrage bitte folgende Informationen hinzu: Ihren Namen, Ihre Institution, eine prägnante Projektbeschreibung und eine genaue Benennung der benötigten Daten.

Kontakt: Referat Flussgebietsentwicklung, Telefon 06131 - 6033-1524, Mail: Abteilung-5(at)lfu.rlp.de