Abwasserreinigung

In Rheinland-Pfalz wird das Abwasser in 661 kommunalen Anlagen mit einer Gesamtausbaukapazität von etwa 7,2 Mio. Einwohnerwerten behandelt. 

Die größten kommunalen Kläranlagen befinden sich in Mainz (Ausbaugröße 400.000 EW), Koblenz (Ausbaugröße 320.000 EW) und Kaiserslautern (Ausbaugröße 210.000 EW). Das Abwasser der Stadt Ludwigshafen sowie angrenzender Gemeinden (Ausbaugröße rd. 300.000 EW) wird in der Kläranlage der Firma BASF behandelt und in den Rhein eingeleitet.

Auch zukünftig wird es fortlaufend Bedarf an baulichen, verfahrenstechnischen, betrieblichen und organisatorischen Optimierungsansätzen im Bereich der Abwasserbehandlung geben. Aufgrund der Altersstruktur der kommunalen Kläranlagen in Rheinland-Pfalz, rd. 12 % der Anlagen haben ein Alter von mittlerweile 30 Jahren, wird auch die Sanierung bzw. Erneuerung vorhandener Abwasserbehandlungsanlagen kontinuierlich betrieben werden.

Weitergehende Phosphor-Elimination

In Rheinland-Pfalz konnten in den letzten Jahren die Gesamtphosphoreinträge (Pges) aus kommunalen Kläranlagen um mehr als die Hälfte reduziert werden. Die Anforderungen der Abwasserverordnung des Bundes werden sicher eingehalten bzw. die Anforderungen gehen häufig bereits über diese hinaus.

Für das Erreichen des guten ökologischen Zustands der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) kann es erforderlich sein, die Phosphor - Belastung aus Kläranlagen weiter zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden die Landesprojekte "Umsetzung WRRL - Reduzierung Pges - Einträge" sowie "Optimierung der Phosphorelimination mittels P-Fraktionierung bei kommunalen Kläranlagen in Rheinland-Pfalz" iniziiert.

Energiebedarf

Kläranlagen sind in der Regel die größten kommunalen Energieverbraucher. Weitere Informationen zur Energiesituation in Rheinland-Pfalz finden Sie hier.

Für das Jahr 2021 wurde ein elektrischer Gesamtverbrauch aller rheinland-pfälzischen Kläranlagen von rund 188 Mio. kWh/a errechnet, etwa 178 Mio. kWh/a davon entfallen auf die Kläranlagen mit > 2.000 E Ausbaugröße. Die Kläranlagen der Größenklasse 4 haben den größten Anteil am Energieverbrauch, die der Größenklasse 5 weisen, jede für sich, größenbedingt deutlich höhere absolute Verbrauchszahlen auf.

In Rheinland-Pfalz gibt es 92 Anlagen mit anaerober Schlammstabilisierung mit einem Kapazitätsanteil von rd. 66 %. Das Klärgas zur Stromerzeugung mittels BHKW bzw. Mikrogasturbine nutzen rund 87 % der Anlagen.

Die Stromerzeugung aus Klärgas, Erdgas, Klärschlammverbrennung bzw.- vergasung und Fotovoltaik aller rheinland-pfälzischer Kläranlagen beträgt 2021 etwa 60.000 MWh/a, davon hat die Erzeugung aus Klärgas mit 52.300 MWh/a den größten Anteil. Der bilanzielle Anteil der Eigenstromerzeugung am Gesamtstromverbrauch liegt mittlerweile für Rheinland-Pfalz bei rd. 32%. Bezogen auf die Faulungsanlagen mit Stromerzeugung liegt der Anteil der Eigenstromerzeugung je Kläranlage im Mittel bei 52 %.

Klärschlamm

Bei der Abwasserreinigung fällt Klärschlamm an. Durch Optimierungsmaßnahmen im Bereich Entwässerung und Trocknung ist die zu behandelnde bzw. zu entsorgende Klärschlammenge bereits deutlich reduziert. Eine Trocknung ist zudem Grundvoraussetzung für eine thermische Verwertung von Klär­schlamm. Die Nutzung der Abwärme von Klärgas- Blockheizkraftwerken zur Trocknung bietet dabei ein wichtiges Potential.

Mischwasser

In Rheinland-Pfalz leisten etwa 2.600 Regenüberlaufbecken, 2.600 Regenüberläufe sowie 1.900 Regenrückhaltebecken im Trenn- und Mischsystem einen wichtigen Beitrag zur Verringerung von Stoffeinträgen aus Siedlungsgebieten in Gewässer. Eine Übersicht der Standorte der Anlagen gibt es hier. Der ordnungsgemäße Betrieb und die Unterhaltung der Anlagen haben eine erhebliche Bedeutung auf die Reinigungsleistung auch im Hinblick auf das Erreichen des guten Zustands der Gewässer nach der Wasserrahmenrichtlinie.

Mischwasserentlastungen können einen bedeutenden Austragspfad für zahlreiche Nährstoffe sowie Schadstoffe ins Gewässer darstellen. In relevanten WRRL-Wasserkörpern sollen "Maßnahmen zur Reduzierung der Stoffeinträge" umgesetzt werden.

Der Einbau und Betrieb von Messeinrichtungen zur Erfassung des Entlastungsverhaltens kann sinnvoll sein. Das DWA-Arbeitsblatt A100 fordert grundsätzlich eine Erfolgskontrolle durch Messungen als festen Bestandteil des Planungsprozesses. Unter Planung, Einbau und Betrieb von Messeinrichtungen wird hierzu der aktuelle Wissensstand dargestellt, insbesondere die Erfahrungen aus Baden-Württemberg und Bayern.

Energiesituation