Förderbänder in der Recyclinganlage
Gipsreyclinganlage in Zweibrücken

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Referat Betriebliches Stoffstrommanagement, Sonderabfallwirtschaft

Dr. Reinhard Meuser
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Hochwertiges Gipsrecycling in Zweibrücken

links: Verschnittreste von Trockenbaufirmen, rechts: Gipsabfälle aus dem Rückbau von Gebäuden
Getrennte Sammlung von Gipsabfällen in Mainz

Mineralische Bauabfälle (Boden und Bauschutt) stellen mit Abstand die bedeutendste Abfallfraktion dar, die das Aufkommen an Siedlungsabfällen um ein Vielfaches übersteigt. Diese mineralischen Bauabfälle gilt es zu hochwertigen Baustoffen aufzubereiten und in den Stoffkreislauf zurückzuführen. Dadurch werden Rohstoffvorkommen geschont, Abfälle recycelt und der mit dem Abbau von Rohstoffen verbundene Eingriff in den Natur- und Landschaftshaushalt auf das Mindestmaß beschränkt.

Dies gilt auch für Gipsbaustoffe, deren Abfallaufkommen laut Umweltbundesamt in den nächsten Jahren weiter steigen wird.

Fachgespräch „Getrennterfassung und Recycling von Gipsbaustoffen“

Um sich über deren hochwertige Verwertungsmöglichkeiten auszutauschen, luden am 7. Mai 2019 das Landesamt für Umwelt (LfU) und das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (MUEEF) in Zusammenarbeit mit dem Städtetag Rheinland-Pfalz zu dem Fachgespräch „Getrennterfassung und Recycling von Gipsbaustoffen“ ein. Der fachliche Austausch im Rahmen des Bündnisses für Kreislaufwirtschaft auf dem Bau, einer Initiative mit verschiedenen Bündnispartnern, fand auf dem Gelände der Gipsrecyclinganlage der REMONDIS GmbH & Co. KG in Zweibrücken statt.

Themen des Fachgespräches waren die Bedeutung des Gipsrecyclings für die zukünftige Rohstoffversorgung der Gipsindustrie und die Aufbereitung von gipshaltigen Abfällen am Standort Zweibrücken. Auch die Getrenntsammlung von Gipsbaustoffen auf kommunalen Wertstoffhöfen wurde thematisiert. Im Anschluss gab es für die Veranstaltungsteilnehmerinnen und -teilnehmer eine Führung durch die Anlage.

Mit dem neuen Standort in Zweibrücken bieten mittlerweile im ganzen Bundesgebiet vier Anlagen ein hochwertiges Gipsrecycling an. In der seit Ende 2018 im Probebetrieb laufenden Anlage können aus Gipskartonplatten und Gipsformteilen jährlich bis zu 72.000 Tonnen reinster Gips zur Wiederverwendung in der Industrie hergestellt werden.

Die moderne Anlagentechnik in Zweibrücken gewährleistet die hohen Anforderungen des Bundesverbandes der Gipsindustrie. Die Qualitätskriterien von Recyclinggips (kurz RC-Gips) müssen für den Einsatz in Produkten wie z. B. Gipskartonplatten für den Innenausbau denen von Primärrohstoffen entsprechen. Um dies zu erreichen ist es wichtig, dass das Inputmaterial möglichst trocken und frei von Verunreinigungen ist.

Hohes Recyclingpotential für Gipsabfälle vorhanden

Unstrittig ist der Handlungsbedarf, denn das Gipsabfallaufkommen aus Rückbau/Abriss und Sanierung wächst weiter. Das Umweltbundesamt erwartet, dass die Gipsabfallmengen bis 2030 um 58 Prozent auf eine Menge von 280.000 Tonnen (Hochrechnungen der Prognos AG) steigen. Aufgrund der knapper werdenden Deponiekapazitäten und dem Vorrang der Abfallverwertung ist es daher sinnvoll, die Gipsabfälle zu recyceln. Allerdings wird bisher nur ein Bruchteil hierfür eingesetzt – der Großteil der Gipsabfälle wird entweder auf Deponien beseitigt oder einer minderwertigeren Verwertung zugeführt. Dabei hat Gipsrecycling in Deutschland ein hohes Potential (Buchert et al., 2017): Das Ökoinstitut hat in einer Studie für das Umweltbundesamt zusammen mit der Prognos AG und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) herausgefunden, dass Gips wie kaum ein anderer Baustoff die Möglichkeit bietet, das Ziel einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Nicht für das Recycling geeignete Teilströme (verunreinigt, zu feucht usw.) sollten einer sinnvollen Verwertung, beispielsweise im Bergversatz zugeführt werden.

Mehr Anreize für das Gipsrecycling schaffen

Um die Mengen an RC-Gips in Deutschland zu erhöhen, sind laut Experten eine weitere Implementierung von Gipsrecyclinganlagen und die getrennte Erfassung von Gipsabfällen auf den kommunalen Wertstoffhöfen wichtig. Die Verbringung von Gips in ökologisch zweifelhafte Verwertungsmaßnahmen im Ausland muss kritisch hinterfragt und in begründeten Fällen untersagt werden.

Ausweitung der kommunalen Getrennterfassung von Gipsabfällen

Der Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz erfasst bereits auf zwei Wertstoffhöfen Gipsabfälle getrennt und setzt somit ein wichtiges umweltpolitisches Signal. Jährlich fallen hier etwa 230 Tonnen Gipsabfälle aus dem Rückbau von Gebäuden und von Trockenbaufirmen an. Dabei beträgt der Anteil der Verschnittreste von Gipskartonplatten zu Rückbauabfällen 60:40.

Bisher wurden die Gipsabfälle zur bautechnischen Verwertung exportiert. Mit der Errichtung der Anlage in Zweibrücken steht ab sofort in Rheinland-Pfalz eine ressourceneffizientere Alternative zur Verfügung.

Mit der getrennten und sortenreinen Erfassung von Gipsabfällen und einer anschließenden Aufbereitung kann RC-Gips einen wesentlichen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten, so ein wichtiges Ergebnis des Fachgespräches. Damit Gipsrecycling bundesweit an Bedeutung gewinnt, müssen nicht nur die technischen Voraussetzungen geschaffen, sondern auch das Bewusstsein bei Erzeugern, Kommunen und der Gipsindustrie für Recyclingrohstoffe geschärft werden.