Neue Rote Liste Geradflügler

Bild der Atlantischen Bergschrecke
Antaxius pedestris male

Veränderungen sind gerade bei Insekten durch dynamische Prozesse – z. B. in Abhängigkeit von Landschafts- und Klimawandel – an der Tagesordnung. Dies gilt auch für die so genannten "Geradflügler", wie Heuschrecken, Fangschrecken, Ohrwürmer und Schaben. Dadurch war es an der Zeit, die Vorgängerliste der Roten Liste „Geradflügler“ aus dem Jahr 1991 zu überarbeiten.

Zwar ist die Gefährdung der 81 vorkommenden Arten insgesamt leicht gesunken (von 68 Prozent im Jahr 1991 auf 48 Prozent im Jahr 2019). Einige wärmeliebende Arten sind sogar auf dem Vormarsch, wie unter anderem die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) oder die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Wesentlich schlechter geht es denjenigen, die an seltene historische Landnutzungen gebunden sind; so z. B. der Kleine Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus), der insbesondere auf mageren Schafweiden lebt oder der an Feuchtwiesen gebundene Sumpfgrashüpfer (Pseudochorthippus montanus). Aber auch den in Siedlungen lebenden Arten - wie dem Heimchen (Acheta domesticus) - fehlen in modernen Gebäuden die dunklen und sicheren Verstecke als Lebensraummöglichkeiten.

Umweltbeobachtungen zeigen Veränderungen

Auffällig ist die zunehmende Zahl der Neozoen. Dies sind Arten, die ursprünglich aus anderen biogeographischen Regionen stammen und mit den Warenströmen und der menschlichen Mobilität zu uns gelangen. So erfolgte der Nachweis einer Population der Atlantischen Bergschrecke (Antaxius pedestris) in Limburgerhof. Allgegenwärtig in Gärten, Hecken und Siedlungen des Rheintals ist die wärmeliebende Trassenwaldschabe (Planuncus tingitanus) derzeit anzutreffen.

Bei einigen Arten sind Dichteveränderungen zu registrieren, wie beim Gemeinen Grashüpfer (Pseudochorthippus parallelus), dessen Vorkommen (Abundanzen) deutlich abgenommen haben. Der Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus) dagegen ist in vielen Landesteilen deutlich häufiger geworden ist.

Die anhaltenden Veränderungen verdeutlichen, dass es fortlaufend gezielter Erfassungen und Monitoringprogramme bedarf. Nur dem Engagement der acht Autoren und 14 Mitarbeiter der Roten Liste ist es zu verdanken, dass die Bestandsentwicklung und Verbreitung der 64 Heuschreckenarten, zwei Fangschrecken, vier Ohrwurm- und elf Schabenspezies überhaupt fachlich sicher eingeschätzt und mit der neuen Liste als essentieller Teil der „Aktion Grün“ veröffentlich werden konnte.

Die Rote Liste der Geradflügler steht Ihnen zum Download zur Verfügung.

Rote Listen – Archiv

Titelbild der Roten Liste Libellen
Das Titelfoto zeigt eine Gemeine Binsenjungfer.