Artenschutzprojekt „Flussperlmuschel"

Vorkommen

Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera)

Die Perlmuschel-Vorkommen in Rheinland-Pfalz zählen vom Standort her zu den Mittelgebirgsbach-Vorkommen und beschränken sich auf den Westerwald, den Hunsrück und die Eifel. Allerdings lagen nach 1960 keine Freilandbeobachtungen mehr vor. Im Rahmen des Artenschutzprojektes konnten in den 80er-Jahren in 4 Eifelbächen überalterte Restbestände ehemals wohl stärkerer Populationen festgestellt werden. Aktuell gibt es sie nur noch in der Our. Im Jahre 2006 wurde erstmalig ein Vorkommen der Flussperlmuschel in der Nister im Westerwald wiederentdeckt.

Eine Verbreitungskarte der Vorkommen in Rheinland-Pfalz finden Sie hier.

Gefährdung

In der Roten Liste Deutschlands und in Rheinland-Pfalz wird die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) als vom Aussterben bedroht eingestuft.

[Der Stand der Roten Listen ist den Quellenangaben in ARTeFAKT zu entnehmen.]

Gefährdungsursachen sind besonders die noch heute im Sohlensubstrat nachwirkende Verschlechterung der Wasserqualität während der ersten drei Nachkriegsdekaden, zurückgehende Wirtsfischvorkommen, nach neueren Erkenntnissen wohl auch trophische Probleme infolge Nutzungsänderung oder -aufgabe von Wiesen im Uferbereich. Hinzu kommen in den nahezu kalkfreien und daher nur begrenzt pufferfähigen Gewässern Probleme mit der Versauerung. Generell litten auch die Bestände der Flussperlmuschel unter Eingriffen des Kulturwasserbaues (Uferverbau, Entfernung von Ufergehölzen, Auskiesung), in geringerem Maße auch unter Freizeitnutzung (mechanische Gefährdung durch Kanuten, Badende und Sportfischer) und Perlmuschelräuberei (z. T. in der Our irrtümlich zu Speisezwecken).

Bei den Gefährdungen sind mechanische Einflüsse von Milieuveränderungen zu unterscheiden. Zu den mechanischen Einflüssen zählen wasserbauliche Maßnahmen (Bachbett-Aushub und -verlegung), Substratbewegungen und Bach- und Grabenräumungen.

Zu kurz oder länger andauernden Milieuveränderungen führen Abwassereinleitungen jeglicher Art sowie jahreszeitlich unterschiedliche Einschwemmungen von Düngemitteln und sonstiger organischer Substanzen.

Besonders die Beeinträchtigungen des Bachbettsubstrates führen zum Ausbleiben des Jungmuschel-Aufkommens, da die Flussperlmuschel erst mit 20 – 25 Jahren geschlechtsreif wird. Zudem benötigen die Muschellarven (Glochidien) 10 Monate für die Entwicklung zur Muschel, wofür sie bevorzugt die Kiemen der Bachforelle (Salmo trutta fario) als Wirtsfisch benötigen.

Schutz

Margaritifera margaritifera gehört zu den streng geschützten Arten nach § 7 des Bundesnaturschutzgesetzes.

Die Flussperlmuschel ist in der EU-Richtlinie "Fauna, Flora, Habitate (FFH)" in Anhang II und Anhang V aufgeführt. Sie zählt zu den Zielarten der FFH-Richtlinie in Rheinland-Pfalz, für die ein Artsteckbrief erstellt wurde.

Die seit 1987 im Auftrag des Umweltministeriums, des Landesamtes und der ehemaligen Bezirksregierung Trier sowie der seit 1989 im Auftrag der Direction Eaux et Forets Luxembourg laufenden Artenschutzprogramme haben zu einem guten Kenntnisstand über die biotischen und abiotischen Details und auch über die Defizite geführt. Diese Daten werden durch das Messprogramm der beiden Anrainerstaaten der Our zur physikalischen, chemischen und biologischen Gewässergüte ebenso ergänzt wie die 1997 von rheinland-pfälzischer Seite erstmals durchgeführte Gewässergütekartierung.

Die Schutzkonzeption für prioritäre Weichtierarten gemäß FFH-Richtlinie hat neben dem Artenschutzprojekt Weichtierarten u. a. ausführliche Maßnahmenkataloge mit Monitoring-Vorschlägen für alle Arten ausgearbeitet.

Als ein erster Erfolg im Rahmen des Artenschutzprojektes „Die Flussperlmuschel in der Our/Luxemburg“ konnte durch das Einsetzen von glochidieninfizierten (mit Flussperlmuschel-Larven behafteten) Wirtsfischen beispielsweise eine vom Aussterben bedrohte Muschelpopulation erfolgreich wieder aufgebaut werden.

Weitere Informationen zum Artenschutzprojekt „Flussperlmuschel“ können Sie dem Bericht und dem Poster zum Artenschutzprojekt entnehmen.