Artenschutzprojekt „Würfelnatter"

Vorkommen

Würfelnatter (Natrix tesselata)

Das autochthone deutsche Verbreitungsgebiet der Würfelnatter (Natrix tessellata) beschränkt sich auf Abschnitte der Flusstäler von Lahn, Mosel und Nahe und damit ausschließlich auf Rheinland-Pfalz.

Eine Verbreitungskarte der Vorkommen in Rheinland-Pfalz finden Sie hier.

Gefährdung

In der Roten Liste Deutschlands und in Rheinland-Pfalz wird die Würfelnatter als vom Aussterben bedrohte Art eingestuft.

[Der Stand der Roten Listen ist den Quellenangaben in ARTeFAKT zu entnehmen.]

Die höchste Gefahr droht der Würfelnatter durch die fortschreitende Zerstörung ihrer Lebensräume. Davon betroffen sind sowohl großräumige Biotope als auch Kleinstrukturen. In vergangenen Jahrzehnten sind viele Flüsse und Bäche begradigt worden; viele Weiher und Kleingewässer sind verschwunden. Auch eine expansive Vegetationsentwicklung an den Ufern sorgt für einen Verlust von bevorzugten Sonnenplätzen.

Durch zeitweilige Wasserstandsschwankungen sowie Strömungsunterschiede während der Aktivitätsperiode der Würfelnatter kann es zu Verdriftungen der Schlangen, besonders der Jungtiere kommen.

Schutz

Die Würfelnatter gehört zu den streng geschützten Arten nach § 7 des Bundesnaturschutzgesetzes. Sie wurde außerdem in der EU-Richtlinie "Fauna, Flora, Habitate (FFH)" in Anhang IV bei den streng zu schützenden Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse eingeordnet.

Bereits seit 1980 ist das Würfelnatter-Vorkommen an der Lahn Bestandteil des Artenschutzprojektes „Würfelnatter“. Die Befunde des Monitorings an der Lahn zeigen eine überwiegend positive Entwicklung der Würfelnatter-Populationen.

Wiederansiedlungsversuche an der Lahn waren allerdings nur teilweise erfolgreich; in Teilbereichen werden seit mehreren Jahren stabile Bestände nachgewiesen, die jährlich erfolgreich reproduzieren. In unregelmäßigen Abständen wird dort wie auch an den anderen Standorten ein Monitoring durchgeführt werden, um ggf. negativen Entwicklungen rechtzeitig entgegenzuwirken.

Zu den bisher regelmäßig durchgeführten und beizubehaltenden Maßnahmen an der Lahn  gehört die jährliche Anlage von Pferdemisthaufen an hochwasserfreien Stellen, weil diese optimale und intensiv genutzte Eiablageplätze darstellen. Die jährliche Entbuschung der Dämme führt zu einem deutlichen Rückgang von Hecken und Büschen und damit zur Förderung einer offeneren Grünlandflur.

Baumfällungen an den Ufern stellen weitere geeignete Maßnahmen dar.

Weiterhin erfolgen eine Abflachung der Ufer und die Anlage von Trockenmauern in Gabionenform zur Schaffung von Sonnenplätzen und als Rückzugsräume für die Reptilien.

Bezüglich des Schutzes der Würfelnatter an der Nahe, dort wo sich ihr stärkstes Vorkommen in Rheinland-Pfalz befindet, wurden Gespräche zur Information und Abstimmung mit der Kreisverwaltung und den Tourismusverbänden geführt, um die gemeinsame Erarbeitung eines naturschutzverträglichen Konzeptes in Angriff zu nehmen.

Aufgrund der Wanderung der Würfelnattern in die Nahehänge zur Überwinterung muss bei Eingriffen in die Hangbereiche wie z. B. bei Mauersanierungen, Felssicherungen oder der Anlage von Wander-, Rad- oder Fahrwegen auch auf ein mögliches Würfelnatter-Vorkommen geprüft und dieses ggf. berücksichtigt werden. In einigen Abschnitten sind größere und regelmäßig durchzuführende Pflegemaßnahmen unbedingt erforderlich.

Um die Gefährdung durch den Verkehr auf uferparallelen Straßen, Fuß- und Radwegen zu minimieren, wurden bereits einige Maßnahmen durchgeführt oder sie befinden sich in der Planung. Dazu gehören beispielsweise verkehrslenkende Rohrbügel auf Fahrradwegen zum Schutz der Jungtiere und ein Leitsystem, welches regelmäßig auf seine Funktionsfähigkeit überprüft werden muss.

Eine kontinuierliche Information der Bevölkerung in den siedlungsnahen Bereichen des Würfelnatter-Vorkommens ist unerlässlich. Dies kann wie bisher durch Vortragsveranstaltungen, Infobroschüren, entsprechende Beschilderung u. v. m. geschehen.

An der Mosel werden u. a. ein zwei- bis dreimal jährliches Freischneiden des Leitsystems und die Auslichtung ausgewählter Abschnitte wie beispielsweise der Rückschnitt der Weiden an der Uferlinie durchgeführt. Auch an der Mosel ist die Information der Anwohner sowie der zuständigen Behörden sehr wichtig.

Ausführliche Informationen zum Artenschutzprojekt „Würfelnatter“ können Sie den Berichten von 1980, zum Vorkommen an der Lahn aus 2006, zum Vorkommen an Nahe und Lahn aus 2007, zum Vorkommen an Nahe, Mosel und Lahn aus 2009, zum Vorkommen am Glan von 2011 sowie zum Vorkommen an der Ahr von 2015 entnehmen. Darüber hinaus liegt auch ein Poster zum Artenschutzprojekt vor. Von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) wurde die Würfelnatter zum Reptil des Jahres 2009 gewählt.